OTI SCHMELZER

"Wenns läfft dann läffts" | 05.04.2025

Kabarettabend mit Oti Schmelzer: Wo Lerche und Eidechse dem Baugebiet gute Nacht sagen



Was dem Ostfriesen sein Ottifant, ist dem Unterfranken Otis Göger. Der rief mit lautstarkem Krähen in die Alitzheimer DJK-Halle rief: Zum 27. Mal hatte der Sportverein zum Kabarettabend eingeladen. 350 Leute schauten vorbei beim ausverkauften Fastheimspiel von Otmar "Oti" Schmelzer. Der hat gerade seine Büttenkarriere beim Veitshöchheimer Fasching beendet, mit 64.

"Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist", meinte der Humorist hinter der Bühne, bevor er sich zwanglos unters Volk mischte in der Pause. Alitzheim, das liegt nur ein paar Dörfli von Oberschwappach entfernt, wo der Schmelzer seinen Wein anbaut. Werner Herkert begrüßte seitens der DJK und tröstete mit dem Hinweis, dass man schon einige Spitzenleute der fränkischen Fastnacht zu Gast hatte, man also quasi "Klein-Veitshöchheim" sei.

Retro und Nostalgie sind momentan in, da nimmt das Publikum gerne auch ein paar Klassiker in Kauf, bei den Pointen: Das waren noch Zeiten, als man Polizisten nicht als Schnittlauch bezeichnen durfte, von wegen außen grün, innen hohl. Mittlerweile sind sie ja blau uniformiert. Oti distanziert sich vorsorglich von allem, was er so sagt und singt. Stichwort Wahlen. Wenn ein Friedrich Merz das Zeitliche segnen würde, rein hypothetisch, bekäme er vom Herrn versprochen, sich zwischen Himmel und Hölle entscheiden zu dürfen. Da würde er natürlich das Paradies wählen und sich wundern, dass er doch beim Teufel landet. Das Versprechen, das war schließlich vor der Wahl, schmunzelt Gott.

Es geht um Franken, das erst seit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 ("viele von euch haben es noch erlebt") bayerisch ist, um den Glubb, den Glauben, Männer, Frauen und das Landleben. In Dörfern wie Alitzheim etwa, wo Lerche und Zauneidechse gemeinsam die Baugebiete sabotieren. Über den Sulzheimer Gemeinderat wird auch gelästert. Am Ende stellt sich zufällig heraus, dass der Robert aus dem Publikum, der den Liedtext halten darf, mit Eselsmütze, ebenfalls zu diesem erlauchten Kreis zählt.

Das Akkordeon klingt, die Besucher schmelzen dahin, der frisch gebackene Faschings-Rentner liefert die Untertitel zur Mundart gleich mit. Otmars Späße fühlen sich halt echt an, etwa, wenn er die fränkische Wallfahrt parodiert. Da singt und reimt einer den Leuten aus der Seele: Die Verschmelz(er)ung wird fast schon mystisch, bei andächtigen Wechselworten mit den Fans, beim Bittgebet für die richtigen Schafkopfkarten.

Wie bei jedem guten Narr schwingt auch sehr viel Lebensweisheit mit. Das Geheimnis einer guten Ehe etwa, das hat Oti mal ein Senior anvertraut: "Ich stamme aus einer Zeit, da hat man noch repariert und nicht alles weggeschmissen."

mainpost.de | Uwe Eichler